Beschreibung
Weißer Winterkalvill / Winter-Calville, syn. Calville blanche á Côtes (Weißer Winter-Calville), Weißer Züricher Apfel, Paradiesapfel, Himbeerapfel, Quittenapfel, oder Weißer Kardinal
Der Weiße Winterkalvill ist eine historische Apfelsorte, die schon im 15. Jahrhundert bekannt war. Sie ist noch heute in Kultur, wenn auch selten. Das ist aber der Grund, warum sie hunderte von Jahren überleben konnte. Denn werden veredelte Apfelsorten nicht immer wieder erneut auf diese Weise vermehrt, stürben sie eines Tages unwiderruflich aus.
Bei diesem hervorragenden Tafelapfel – Weißer Winterkalvill – handelt es sich um den wohlschmeckendsten und wertvollsten Apfel überhaupt. Der bekannte Pomologe Diel beschrieb seinerzeit den Geschmack der Frucht als geradezu balsamisch – nicht vorstellbar, dass eine andere Apfelsorte einen besseren Geschmack hätte.
Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurden die Früchte einzeln verkauft und das zu einem extrem hohen Preis, den sich nur wohlhabende Bürger leisten konnten. Der Grund lag in der sorgfältigen, sehr zeitaufwendigen Anzucht. Jeder einzelne Apfel wurde im Sommer noch am Baum in ein durchscheinendes Papier gewickelt, um ihn vor möglichen Wettereskapaden und vor Ungezieferbefall zu schützen. So konnten sich die hervorragenden, makellosen Früchte unbeschadet entwickeln.
Auch die Ernte erfolgte sehr sorgsam. Vorerst wurde das die Frucht schützende Papier nicht entfernt, damit keinesfalls Druckstellen an den Früchten entstehen konnten. Außerdem verhinderte den schnelleren Verderb. Übrigens wurde diese Art des Obstschutzes auch damals schon von südeuropäischen Zitrusanbauern angewandt. Nur durch sogenannte Orangenpapiere geschützte Zitrusfrüchte behielten während der langen Seefahrt mit den „Fruchtjagern“ von Süditalien nach Nordeuropa ihre besondere Qualität, bis sie beim Endverbraucher angekommen waren.
Die Äpfel des Weißen Winterkalvill sind hervorragend zum Frischverzehr geeignet, ebenso zur Weiterverarbeitung. Den besten Geschmack hat das Obst, wenn es reif geerntet wird. Die großen Früchte sind rundlich-kantig mit mehr oder weniger stark ausgebildeten Rippen über die ganze Frucht. Bei Reife haben die Früchte eine hellgrüne bis weißgelbe Farbe. Das duftende, weißgelbliche feinzellige Fruchtfleisch ist besonders saftreich. Die feine Säure in ausgewogenem Verhältnis zum Fruchtzucker und dem hohen Vitamin C Gehalt ist Grund für den angenehmen edelaromatischen Geschmack.
Die Qualität der Früchte bedingt allerdings auch einen wirklich guten Boden. Dieser sollte tiefgründig, nährstoffreich und gut mit Humus versorgt sein. Zudem sollte der Standort warm und sonnig sein, bevorzugt an nach Süden ausgerichteten Mauern.
Die Erntezeit der Früchte startet ab Anfang Oktober. Die Früchte reifen ab Oktober und sind ab Dezember genussreif. Kühl gelagert sind sie bis zu sechs Monate haltbar.